Skeptiker 3/2025 erschienen

Die Geschlechterdebatte – ein Beitrag zur Versachlichung

Die Debatte um den Begriff Geschlecht, die Karriere der sogenannten Alternativmedizin im Nationalsozialismus und die Chancen einer evidenzbasierten Landwirtschaft, das sind nur einige der Themen in der neuen Skeptiker-Ausgabe 3/2025.

Ein Schwerpunkt liegt auf der aktuellen Geschlechterdebatte, die immer wieder für hitzige Debatten sorgt (ein Beispiel hier). Aber warum eigentlich? Mit dieser Frage befasst sich Prof. Dittmar Graf, Biologe und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP, in seinem Beitrag. Darin erläutert er anschaulich die Unterschiede zwischen dem biologischen Geschlecht, der Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen und der Geschlechtsidentität bzw. Geschlechterrolle (Gender). Werden diese Konzepte in Diskussionen vermengt, sind Missverständnisse geradezu vorprogrammiert – und sachliche Debatten drohen zu entgleisen. Graf verbindet seine Ausführungen mit einem eindringlichen Plädoyer: "In einer Zeit, in der die Wissenschaft ohnehin unter Druck steht, ist es umso wichtiger, wissenschaftliche Grundlagen mit Nachdruck zu verteidigen, um den Raum für faktenbasierte Diskussionen zu bewahren und die Integrität der Wissenschaft zu schützen."

Ein weiterer Beitrag widmet sich einem historischen Thema, das bis in die heutige Zeit nachwirkt: der Verflechtung von sogenannter Alternativmedizin und Nationalsozialismus. Pseudomedizinische Praktiken waren im NS-Regime hoch angesehen, die Verstrickungen sind jedoch bis heute nur unzureichend aufgearbeitet. Der hpd-Autor Michael Scholz und der Mediziner Prof. Edzard Ernst zeichnen in ihrem quellenreichen Artikel nach, wie Therapien ohne Wirkungsnachweis, etwa Homöopathie oder Schüßler-Salze, durch das Regime gefördert wurden. Kennzeichnend für diese Linie war das Konzept der Neuen Deutschen Heilkunde, das die medizinische Praxis nach ideologischen Vorgaben umgestalten sollte.

Der Beitrag zeigt ebenfalls verheerende Folgen der Begeisterung führender NS-Größen für vermeintliche Alternativmedizin. So kam es in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau zu tödlichen Menschenversuchen mit Schüßler-Salzen und anderen Mitteln. Scholz und Ernst skizzieren zudem die Biografien von maßgeblich beteiligten Ärzten: Sigmund Rascher, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde – wohl auf Befehl Himmlers. Ein anderer, Eduard Wirths, nahm sich in britischer Haft das Leben, ein dritter, Waldemar Hoven, wurde im Nürnberger Ärzteprozess verurteilt und hingerichtet.

Während einige zur Verantwortung gezogen wurden, setzten andere ihre Karrieren in der jungen Bundesrepublik nahezu ungebrochen fort. Feststeht, so Scholz und Ernst, dass die NS-Medizin nicht bloß Ausdruck einer "radikalisierten" Wissenschaft war. "Sondern auch eine Arena, in der es zu einer gefährlichen Vermischung von Ideologie, Pragmatismus und opportunistischer Wissenschaftsausübung kam."

In einem Interview spricht Amardeo Sarma mit Matin Qaim, Professor für Agrarökonomie und Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, über die Chancen, die eine evidenzbasierte Sicht auf Agrartechnologie für die Zukunft eröffnet. Sein optimistisches Fazit: "Eine Welt ohne Hunger bleibt ein realistisches Ziel."

Ein weiteres Thema ist Osteopathie. Nachdem die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag plant, das umstrittene Verfahren "berufsrechtlich aufzuwerten", befasst sich der hpd-Autor Udo Endruscheit mit den Entwicklungen der Methode in Deutschland und im Ursprungsland USA. Dabei zeigt sich: Hinter dem gleichen Begriff stecken sehr unterschiedliche Ansätze. Während Osteopathie hierzulande oft esoterisch geprägt ist und kaum wissenschaftliche Evidenz aufweisen kann, gehört sie in den Vereinigten Staaten zum medizinischen Standard und wird von Ärzten praktiziert. Ob die Entscheidungsträger in Deutschland sich über diese Unterschiede im Klaren sind?

Schließlich widmet sich die Ausgabe einer weiteren zweifelhaften Praxis: dem sogenannten "Facereading". Demnach soll sich aus der Gesichtsform einer Person der Charakter ableiten lassen. Personaler erhoffen sich, auf diese Weise die besten Mitarbeiter zu finden. Berater und Coaches verdienen gut mit solchen Versprechen – und renommierte Medien promoten die zweifelhafte Methode nach Kräften. Ein fataler Irrtum, wie die Psychologin Bärbel Schwertfeger in ihrem Artikel zeigt.

Komplettiert wird das Heft durch aktuelle Interviews und Buchkritiken.

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